1. Grundlagen
Das Feudalsystem des Königreichs Andergast scheint auf den ersten Blick leicht überschaubar zu sein und wird in DSK auf den Seiten 63 sowie 66 – 69 beschrieben. Wirft man einen genaueren Blick darauf, bleiben jedoch einige Unklarheiten und offene Fragen, denn der Dämonensultan steckt bekanntlich im Detail! In diesem Artikel möchte ich die Strukturen des Andergaster Adels aufzeigen und einen Überblick der bisher bekannten Häuser bieten. Lassen wir die nichtadeligen Bevölkerungsschichten also einmal außen vor, bietet sich uns folgendes, grundlegendes Bild:
König |
Freiherren |
Ritter |
Dem König (in Andergast ist er traditionell männlich) gehört das gesamte Staatsgebiet, alle Bodenschätze und alle Gebäude.
Da er nicht das gesamte Reich alleine verwalten könnte, verleiht er Teile davon an Gefolgsleute, die Freiherren. Diese bilden den Hochadel und sind berechtigt, von den Bewohnern ihrer Freiherrschaft Abgaben einzutreiben (den Zehnt). Dafür unterwerfen sie sich dem Richtspruch des Königs, leisten ihm Heeresfolge und lassen ihm einen Teil der Abgaben zukommen.
Den Freiherren steht es zu, Teile ihres Lehens an eigene Gefolgsleute zu verleihen, die Ritter. Diese bilden den Niederadel und sind ihrem Freiherrn im selben Maße verpflichtet wie diese dem König. Ihre Einnahmen beziehen sie durch die Abgaben von freien und unfreien Bauern ihres Ritterguts.
So weit so gut. Einen ersten Fallstrick bereitet allerdings bereits die Nomenklatur. Um dies zu verdeutlichen, hier ein Beispiel:
In Flussheim treffen zwei Ritter samt Gefolge gleichzeitig an der Ingvalfähre ein. Der eine ist jung, hat gerade erst den Ritterschlag erhalten und kaum den ersten Flaum auf den Wangen. Der andere ist ein alter Haudegen, Veteran des letzten Krieges gegen Nostria und bietet einen ehrfurchteinflößenden Anblick. Beide haben es eilig und wollen schnellstmöglich mit der Flussüberquerung beginnen, um ihren jeweiligen Tätigkeiten nachzugehen. Der Fährmann blickt schon verängstigt aufgrund der drohenden Konfrontation, denn auf der kleinen Fähre ist nur Platz für eine einzige Entourage und in der Regenzeit ist die Überfahrt keine schnelle Angelegenheit. Doch der Schiffer hat sich umsonst gesorgt, reicht doch ein Blick auf den Wappenschild des Jünglings, um dem Veteranen nicht nur ein gemurmeltes „Rondra zum Gruße“ zu entlocken, sondern ihn brav in die zweite Reihe treten zu lassen. |
Was ist hier geschehen? Ein gestandener Rittersmann, Herr eines großen Gutes, weicht konfliktscheu einem unerfahrenen Gecken aus? Die Lösung liegt in der Identität des Jüngeren verborgen, handelt es sich bei ihm doch um Gosthelm, den Sohn des Freiherrn von Joborn.
Hier treffen also tatsächlich zwei Ritter aufeinander, doch ist es nicht ihr Stand (erhalten durch den Ritterschlag), der bei dieser Begegnung die entscheidende Rolle spielt, sondern das Geschlecht, bzw. Haus, aus dem sie stammen. Der Veteran gehört als Herr eines Ritterguts dem Niederadel an und würde sich wohl kaum mit dem Sprößling eines der großen Freiherrenhäuser des Landes anlegen, wenn es nur um eine Lappalie wie die Flussquerung geht.
Da es immer nur einen König im Königreich und einen Freiherren in der jeweiligen Freiherrschaft geben kann, deren Familien aber oft weitverzweigt sind, tummeln sich natürlich weitere Angehörige des jeweiligen Adelsgeschlechts, die zum Beispiel „nur“ Ritter seien können, doch trotzdem dem Hochadel angehören.
Unsere Übersicht würde also so mehr Sinn machen:
König und Königshaus (möglicherweise auch von Freiherren- oder Ritterstand) |
Freiherrengeschlechter (möglicherweise auch von Ritterstand) |
Rittergeschlechter |
Wenden wir uns nun den einzelnen Positionen ausführlicher zu. Vorgestellt werden an dieser Stelle (neben den tabellarischen Angaben) nur die jeweiligen Hausvorstände bzw. der bekannteste Vertreter. Die einzelnen Häuser werden (zumindest in Teilen) in weiteren Artikeln genauer beleuchtet werden.
2.) König und Königshaus
Seit der Gründung Andergasts liegt die Fürsten- und später Königswürde in den Händen des Hauses Zornbold. Da wir hier von einem (für irdische Verhältnisse) gewaltigen Zeitraum von über 1900 Jahren reden, kann getrost davon ausgegangen werden, dass Herrschergeschlecht und Herrschertitel in den Augen der Bevölkerung eins geworden sind, ganz nach Tradition und Sitte: der König ist einfach ein Zornbold.
Dass der aktuelle, noch recht junge, Amtsinhaber, König Wendelmir VI., aus einer Seitenlinie stammt (er ist der Neffe des vorletzten Königs) ist dabei unerheblich. Mit Sicherheit ist dies oder Ähnliches in all den Jahrhunderten voller Kriegen und Wirren schon öfter vorgekommen. Von Wichtigkeit für einen Anspruch ist also nicht zwangsläufig die korrekte Erbfolge, sondern allein die Zugehörigkeit zum Haus Zornbold.
Dies ist auch daran erkenntlich, dass (durch hier nicht näher zu erläuternde Umstände), Wendelmirs Vater Wenzeslaus der Ältere, auf die ihm zustehende Thronfolge verzichtete und seitdem als Freiherr von Albumin firmiert.
Eine weiterer Teil des Reiches, die bevölkerungsreiche Freiherrschaft Andergast, ist traditionell als Hausgut dem König direkt unterstellt. In Anbetracht seines Lebenswandels wird er die eigentliche Verwaltung wohl einem höheren Hofbeamten übertragen haben.
Dass das Haus Zornbold auch in weiteren Lebensbereichen Andergasts die Finger im Spiel hat, ist kein Geheimnis, soll aber aufgrund unserer Fokussierung auf die adlige Herrschaft an anderer Stelle erörtert werden.
Ein Überblick:
Haus/Geschlecht | Bedeutende Vertreter | Herrschaftsgebiet | Quelle |
Zornbold | König Wendelmir VI. Zornbold | Königreich Andergast Freiherrschaft Andergast | DSK 11 |
Freiherr Wenzeslaus der Ältere Zornbold | Freiherrschaft Albumin |
3.) Die Freiherrengeschlechter
a.) Die großen 5
In DSK werden als die mächtigsten Vertreter des Hochadels in Andergast die Herren der sieben großen Freiherrschaften genannt. Die Karte auf Seite 11 zeigt die gesamte Landfläche des Reiches aufgeteilt in diese sieben Gebiete. Wie wir eben erfahren haben, sind zwei dieser Freiherrschaften (Andergast und Albumin) im Besitz des Königshauses Zornbold.
Es bleiben also noch 5 Freiherrschaften bzw. deren Herrschergeschlechter übrig, die quasi die Elite des Reiches stellen und sich nur vor dem König selbst verantworten müssen. Dies sind:
Haus/Geschlecht | Bedeutende Vertreter | Herrschaftsgebiet | Quelle |
Bärental | Freiherr Waldomir von Bärental | Freiherrschaft Andrafall | DSK 11 |
Egelingsfenn | Freiherr Korwin Egelingsfenn von Thurana | Freiherrschaft Thurana | DSK 11 |
Langfurt | Freiherr Ruckus Langfurt von Joborn | Freiherrschaft Joborn | DSK 11 |
Rotbaum | Freiherrin Ossyra Rotbaum von Teshkal | Freiherrschaft Teshkalien | DSK 11 |
Tatzenhain | Freiherr Conrad von Tatzenhain | Freiherrschaft Orniber Lande | DSK 11 |
Waldomir von Bärental beherrscht die bevölkerungsarme, aber traditionsreiche (Andrafall ist die älteste Stadt des Königreichs) Freiherrschaft Andrafall und hat seine zwei Söhne im Krieg verloren, so dass seine Hoffnung ganz auf seinen drei Töchtern liegt. Der Hass auf Nostria ist in der Abgelegenheit seines Herrschaftsgebietes nicht ganz so stark ausgeprägt, die Gefahr durch Orks und die Wildnis des Steineichenwalds rücken hier in den Mittelpunkt. Obwohl ein Traditionalist, ist Waldomir auf den amtierenden König nicht sonderlich gut zu sprechen, was nach dessen Verhalten während der Hochzeitsfeierlichkeiten seiner ältesten Tochter auch nicht verwunderlich ist (Abenteuer „Die Zuflucht“).
Über Korwin Egelingsfenn von Thurana ist nicht viel bekannt; in „Mehrer der Macht“ wird er als gewitzt und dem Hause Zornbold treu dargestellt (S.192 f.). Es ist anzunehmen, dass er für Andergaster Verhältnisse recht wohlhabend ist, da ein großer Teil des Mittelreich-Handels durch seine Freiherrschaft stattfindet.
Ruckus von Langfurt ist seit dem letzten Krieg der Freiherr von Joborn, seine Familie hatte vorher keine große Bedeutung (eine Herkunft aus dem Ritterstand ist anzunehmen). In höhere Sphären brachte ihn erst die Heirat mit Wenzeslausia Zornbold, der Schwester des jetzigen Königs. Aufgrund seines schnellen Aufstiegs wird er von den traditionellen Freiherrenhäusern nicht ernstgenommen und es ist vorherrschende Meinung, dass seine Frau in Wahrheit das Sagen hat (was im männerdominierten Andergast umso schwerer wiegt). Seine vormalige Strenge im Umgang mit der Joborner Bevölkerung ist einer ruhigeren Herangehensweise gewichen. Er gilt als passabler Schwertkämpfer und Turnierreiter.
Freiherrin Ossyra bildet als Frau eine große Ausnahme im Reigen des Hochadels. Dass Teshkalien unter ihrer Herrschaft den Anschluss an das Königreich suchen musste, sieht sie als persönliche Niederlage. Das Bestehen in der Männergesellschaft Andergasts, die Sorge um ihre Nachfolge und die weiter bestehende Bedrohung durch die Orks machen ihr das Leben nicht gerade leicht.
Conrad von Tatzenhains Haus herrscht hingegen schon seit ewigen Zeiten über das Gebiet der Orniber Lande und stand damit immer an vorderster Front gegen den Feind im Westen. Der gealterte Freiherr ist traditionsverbunden, tief sumugläubig und ein überzeugter Unterstützer des Hauses Zornbold.
Der Überblick zeigt, dass außer dem Königshaus Zornbold noch drei weitere, historisch und traditionell verwurzelte große Freiherrenhäuser existieren, deren Herkunft wohl bis in die Gründungszeit Andergasts zurückreicht: Bärental, Egelingsfenn und Tatzenhain. Man könnte sie als den Alt-Hochadel des Landes bezeichnen. Die Häuser Rotbaum und Langfurt sind hingegen (aus unterschiedlichen Gründen) erst jüngst Bestandteil der höheren Adelshierarchie geworden (auch wenn bei den Rotbaums eine frühere Freiherrenposition vor der Unabhängigkeit Teshkals anzunehmen ist). Somit können sie als Neu-Hochadel bezeichnet werden.
b.) Sonstige Freiherrenhäuser
Wie in DSK selbst hingewiesen wird (S.11) ist die Überblickskarte der Andergaster Freiherrschaften nicht wirklich korrekt. So existieren neben den oben beschriebenen Gebieten, die vom Königshaus selbst oder von einem der fünf hochadligen Freiherrenhäuser beherrscht werden, noch weitere Freiherrschaften, die nicht auf der Karte verzeichnet sind. Dies soll (wie auch die Nicht-Verzeichnung der einzelnen Rittergüter) den Spielern und Meistern die Etablierung eigener Herrschaftsgebiete ermöglichen, ohne mit dem offiziellen Aventurien in Konflikt zu kommen.
In zahlreichen offiziellen Publikationen wurden jedoch bereits weitere Freiherren erwähnt, deren Herrschaftsgebiete also von den auf der Karte gezeigten abgezogen werden müssen.
Wir rufen uns in Erinnerung: ein Freiherr ist nur dem König direkt Rechenschaft und Abgaben schuldig. Die Ernennung eines Freiherren durch den Herrscher ist also immer eine Stärkung der Königsmacht und eine Schwächung des Hochadels. Anzunehmen ist, dass verdiente Ritter als Belohnung in den Freiherrenstand erhoben werden. Dieser kann theoretisch seit den Gründungszeiten Andergasts bestehen oder auch vor Kurzem erst erteilt worden sein. Da das Gebiet „neuer“ Freiherrschaften aus einer oder mehrerer der großen Gebiete herausgelöst werden muss und dem Einfluss der vormals Herrschenden entzogen wird, ist eine solche Maßnahme in hochadligen Kreisen sicherlich nicht sonderlich beliebt. Dem König hingegen stehen so im gesamten Königreich getreue Gefolgsmänner zur Verfügung, die direkt von ihm abhängig sind.
In der folgenden Auflistung weiterer Freiherrenhäuser wird zusätzlich (wenn möglich) die große Freiherrschaft genannt, von deren Gebiet die betreffende kleine Freiherrschaft abgezogen werden muss. Wenn die Namensgebung des Hauses nicht sicher belegt ist, wird dies durch ein ? bzw. eine Klammerung beim Namen markiert:
Haus/Geschlecht | Bedeutende Vertreter | Herrschaftsgebiet | Im Gebiet von | Quelle |
Yaquirblick-Cipolya | Freiherr Adomar von Yaquirblick-Cipolya | Freiherrschaft Dreiseen | Frh. Thurana | Im Bann des Eichenkönigs 5 |
Eichelkamp (?) | Freiherr Odoring (von Eichelkamp) | Freiherrschaft Eichelkamp | Frh. Andergast Frh. Thurana | Im Bann des Eichenkönigs 40 |
Rosswall | Freiherr Alfward von Rosswall | derzeit ohne Besitz | – | Ewiger Hass 33 |
Borkenquell (oder Borkenfell) | Freiherr Krusold von Borkenquell | Freiherrschaft … | Frh. Andergast | DSK 187 |
Eichhafen (?) | Freiherr (von Eichhafen) | Freiherrschaft Eichhafen | Frh. Andergast | Flüstern der Wälder 34 Mehrer der Macht 192 |
Langenmar | Freiherr Bogumil von Langenmar | Freiherrschaft Buchenburg | Frh. Joborn | Mehrer der Macht 207 |
An der geringen Anzahl sonstiger Freiherren ist ersichtlich, dass die Ernennung zu einem solchen etwas Besonderes und Seltenes darstellt. Dass die Gebiete von gleich drei der aufgeführten Freiherrschaften von der königseigenen Freiherrschaft Andergast abgezogen wurden, zeigt auch, dass die jeweiligen Herrscher bemüht sind, den Hochadel nicht unnötig zu provozieren.
Als mächtigster der „kleinen“ Freiherren kann wohl der von Eichhafen angesehen werden. Zwar wird sein Name nicht genannt, doch herrscht er über ein recht großes Gebiet und kann auf die Einnahmen von Steineichenhandel und Flussschiffahrt zurückgreifen. Er wird als königstreu, verschlagen und übergewichtig beschrieben (MdM 192).
Über den Freiherren, der in Eichelkamp residiert, ist bis auf seinen Vornamen nichts weiter bekannt. Hier mag es sich (auch aufgrund der Nähe zur Hauptstadt) um eine klassische Beförderung aufgrund besonderer Leistungen und Verdienste handeln.
Adomar von Yaquirblick-Cipolya ist, wie sein Name vermuten lässt, ein Gefolgsmann des ehemaligen Königs Efferdan, der aus dem Horasreich nach Andergast kam. Da der neue König bekannt dafür ist, mit den Hinterlassenschaften seines Vorgängers rabiat umzugehen, wird der Freiherr wohl eher sorgenvoll in die Zukunft blicken, auch wenn Dreiseen einen sehr abgelegenen Winkel des Königreichs darstellt.
Das Haus Borkenquell war bis vor wenigen Jahren nur ein Rittergeschlecht, bis Wendelmir seinen einstmaligen Gefährten Gwinnling von Borkenquell meucheln ließ. Zum Dank für seine treuen Dienste erhielt der Raubritter Akorius von Lyngwyn (auch bekannt als der „Rote Bulle“), verschleiert hinter angeblicher Verwandtschaft und einem Decknamen, dessen Besitztümer und den Freiherrentitel.
Die Ereignisse im Abenteuer „Ewiger Hass“ (2017) führten zum Wiederauftauchen des seit mehr als 1000 Jahren als tot geltenden und in einer Feenglobule gefangenen Freiherrn Alfward von Rosswall. Der gealterte Kämpe muss nun feststellen, dass sein Geschlecht schon seit Generationen als erloschen gilt und es fraglich ist, ob er seine alten Besitztümer am Ornib zurückerhält. Zusätzlich wird er sich wohl Gedanken um seine Nachfolge machen müssen, denn nur das zügige Zeugen eines Erben kann sein Haus vor dem erneuten (und dann wohl endgültigen) Aussterben retten.
Bogumil von Langenmar ist der Bastardsohn von Wenzeslaus dem Älteren Zornbold und einer Küchenmagd. Sein Halbbruder Wendelmir verschaffte ihm den Freiherrenposten als Dank für einen Gefallen (nachzulesen in „Mehrer der Macht“).
c.) Erloschene Freiherrenhäuser
Zwar kann der Freiherrentitel einem Haus (selbst durch den König) nicht mehr genommen werden, doch geschieht es immer wieder, dass ein solches aufgrund fehlender männlicher Erben erlischt. Die Besitzungen fallen dann zurück an die Krone, die entscheidet, ob eine neue Herrscherfamilie eingesetzt wird oder die Ländereien in denen einer anderen Freiherrschaft aufgehen. Bekannte untergegangene Freiherrengeschlechter sind:
Haus/Geschlecht | Bedeutende Vertreter | Herrschaftsgebiet | Im Gebiet von | Quelle |
Greifenhall | – | Freiherrschaft Albumin | – | DSK 67 |
Dragenstein | – | Freiherrschaft (Dragenstein) | Frh. Andrafall | Die Zuflucht 6 |
Seit wann das Haus Greifenhall, das vormalig den Freiherren Albumins stellte, nicht mehr existiert, ist nicht bekannt. Nun übernimmt diese Aufgabe Freiherr Wenzeslaus der Ältere Zornbold.
Im Abenteuer „Die Zuflucht“ (2007) wird ausführlich erläutert, was vor über 300 Jahren zum Versetzen der gesamten Burg des Freiherrengeschlechts der Dragensteins in eine Globule führte. Diese kann nur in Nächten vor Vollmond von außerhalb betreten werden. Nach dem Tod ihres Mannes herrscht Freiherrin Clagunda von Dragenstein über den traurigen Rest ihres Hofstaats.
4.) Die Rittergeschlechter
Die Ritter bilden den Niederadel Andergasts. Ihnen ist es nicht möglich, Teile ihres Landes an weitere Adlige abzugeben und sie sind zu Abgaben und Heeresfolge an ihren jeweiligen Freiherren verpflichtet. Im Allgemeinen kann angenommen werden, dass ein ritterlicher Grundherr mit seiner Familie ein befestigtes Haus oder eine Motte bewohnt und über ein bis drei kleine Dörfer herrscht. Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Wichtig ist , dass die Erlangung des Ritterschlags nicht automatisch mit der Verleihung eines Lehens verbunden ist. So kommt es, dass sich etwa die Brüder oder Söhne eines landbesitzenden Ritters in den direkten Dienst eines Freiherren oder anderen Ritters stellen, um z.B. in dessen Garde eine führende Position einzunehmen. Möglich wäre auch die Übernahme eines Amtes (etwa Herold, Haushofmeister oder Jagdmeister), so dass es auch in der (kleinen) Schicht der Beamten zahlreiche Adlige gibt, wobei der Ritterschlag formal dafür nicht vonnöten ist. Teilweise etablieren sich gar ganze Dynastien solcher Dienstritter, da die Erlangung eines eigenen Grundbesitzes nicht zur Disposition steht.
Bei den im folgenden aufgeführten Andergaster Rittergeschlechtern werden sowohl das ungefähre Herrschaftsgebiet (wenn bekannt), die übergeordnete Freiherrschaft (wenn bekannt) und der eventuelle Status als Dienstritter (wenn bekannt oder wahrscheinlich) angegeben:
Haus/Geschlecht | Bedeutende Vertreter | Herrschaftsgebiet | Freiherrschaft | Dienst-ritter? | Quelle |
Krück | Ritter Krück | Thuranx und Umgebung | Thurana | – | HbdSK 50 |
Grüngrund | Ritter Thangold Grüngrund | bei Teshkal | Teshkalien | – | Hbdsk 153 |
Eichelstätt | Ritter Lindbert von Eichelstätt | ? | ? | – | NB&ZU 8 |
Tatzenhain (j.H.) | Ritter Ysgol von Tatzenhain | ? | Andrafall | – | Zuflucht 8 |
Brück | Erion von Brück | – | (Andrafall) | Herold | Zuflucht 8 |
Hohenhof | Faliks von Hohenhof | – | (Andrafall) | Schreiber | Zuflucht 12 |
Andrafall | Ritter Andron von Andrafall | – | (Andrafall) | Garde | Zuflucht 19 |
Ornibs Mund | Ritter Krusold von Ornibs Mund | an der Mündung des Ornib (östl. Seite) ? | Joborn | – | Zuflucht 36 |
Kolburg | Wolorion von Kolburg | – | (Andergast) | Turniermarschall | Zuflucht 36 |
Von der Eich | Ritter Vartan von der Eich | bei Joborn | Joborn | – | Zuflucht 36 |
Bitterbach | Ritter Ulf von Bitterbach | ? | ? | – | Zuflucht 36 |
Geiselheim | Ritter Silvan von Geiselheim | ? | ? | – | Zuflucht 36 |
Dettelsdorf | Ritter Detter von Dettelsdorf | ? | ? | – | Zuflucht 36 |
Nibquell | Ritter Ulrick von Nibquell | Nibquell und Umgebung | Orniber Lande | – | Zuflucht 36 |
Otternpfot | Ritter Osgar von Otternpfot | Beilstatt und Umgebung | ? | – | Zuflucht 37 |
Billingen | Ritter Eichward von Billingen | ? | ? | – | Zuflucht 37 |
Uckel | Ritter Havel von Uckel | ? | ? | – | Zuflucht 37 |
Eschfurt-Lilienbach | ? | ? | ? | – | MdM 11 |
Gnitzenbach | Ritter von Gnitzenbach | Gnitzenbach und Umgebung | Andergast | – | MdM 50 |
Beilstein | Ritter Guntar von Beilstein | ? | ? | – | MdM 50 |
Runkenfurt | Ritter Friedbert von Runkenfurt | ? | ? | – | MDM 55 |
Süppelbrack | ? | ? | ? | ? | MDM 55 |
Alrikshausen | ? | ? | ? | ? | MDM 174 |
Galahan | Cereborn Galahan | – | (Andrafall) | Protokollführer | MDM 203 |
Bocksburg | Ritter Treufried von Bocksburg | ? | ? | – | MDM 330 |
Ulmenlob | Ritter von Ulmenlob | ? | ? | – | MDM 331 |
Ochsenbusch | Ritter Eberholdt von Ochsenbusch | am Ornib | Orniber Lande | – | AvBote 203 |
Neuendorf | Bogumislaus von Neuendorf | – | (Andergast) | Majordomus | DSK 69 |
Gerstenbrock | Ritter Gisbrand von Gerstenbrock | ? | ? | – | EwHass 34 |
Eychenstoltz | Ritter Egbald von Eychenstoltz | Hoheneych und Umgebung | Eichhafen | – | FdW 5 |
Liechtenwald | Ritter Geron Wulfentreu von Liechtenwald | Nordwestlich von Hoheneych | Andrafall | – | FdW 11 |
Raubuch | Ritter Adalbert Raubuch | ? | ? | – | FdW 33 |
Tannentrutz | Ritter Tannhard von Tannentrutz | Helmbach und Umgebung | Andrafall | – | FdW 40 |
Eichenhof | Ritter Marik vom Eichenhof | am oberen Ingval | Andergast | – | IBdE 20 |
Myranthis | Hesione von Myranthis | – | (Andergast) | Hofdame | IBdE 27 |
Tenkingsesch | Ritter Bernhard von Tenkingsesch | Tenkingsesch und Umgebung | Thurana | – | IBdE 40 |
Achterholt | Ritter von Achterholt | Achterholt und Umgebung | Thurana | – | IBdE 41 |
Seggenmund | Ritter von Seggenmund | Seggenhorst und Umgebung | Thurana | – | IBdE 43 |
unbekannt | Meister Gosthelm | – | (Dreiseen) | Majordomus | IBdE 47 |
unbekannt | Ritter Mispert | – | (Dreissen) | Bannerträger | IBdE 48 |
Gerlach | Ritter Gelwin von Gerlach | ? | ? | ? | Donner 30 |
Keilreißer | Ritter Karle Keilreißer | ? | ? | ? | Donner 34 |
Leitheringen | Ritter Isidor von Leitheringen | ? | ? | ? | Donner 35 |
Grywhick | Ritter Dairon von Grywhick | ? | Teshkalien | – | DSK 129 |
5 x unbekannt | ? | ? | Dreiseen | – | IBdE 44 |
Herausgestellt werden müssen hier die liebfeldischen Häuser Galahan und Myranthis, welche jeweils nur durch Einzelpersonen im Königreich vertreten sind, die im Gefolge König Efferdans nach Andergast kamen. Die Etablierung eines neuen Stammbaums fern der Heimat ist zwar theoretisch möglich, jedoch auch aufgrund der durch den Herrschaftswechsel entstandenen Widrigkeiten eher unwahrscheinlich.
5.) Zur Anzahl der Freiherren- und Rittergeschlechter in Andergast
Bringen wir nun etwas Ordnung ins Chaos:
Freiherrengeschlechter (insgesamt) | 12 |
Rittergeschlechter (insgesamt) | 49 |
Genauer:
Freiherrengeschlechter (mit Grundbesitz) | 11 |
Freiherrengeschlechter (ohne Grundbesitz) | 1 |
Rittergeschlechter (mit Grundbesitz) | 15 |
Dienstrittergeschlechter (ohne Grundbesitz) | 9 |
Sonstige Rittergeschlechter (mit unklarem Besitz-Status) | 25 |
Schauen wir uns die Verteilung der Ritter mit bekanntem Grundbesitz auf die verschiedenen Freiherrschaften an:
Freiherrschaft (nach Fläche geordnet) | Rittergeschlechter mit Grundbesitz |
Teshkalien | 1 |
Andrafall | 3 |
Albumin | – |
Andergast | 2 |
Thurana | 4 |
Orniber Lande | 2 |
Joborn | 2 |
Eichhafen | 1 |
Dreiseen | 5 |
Eichelkamp | – |
„Borkenquell“ (eigentlicher Name unbekannt) | – |
Buchenburg | – |
Hinzu kommen die 25 in offiziellen Publikationen genannten Rittergeschlechter, bei denen der Status als grundbesitzender oder Dienstritter nicht geklärt ist und die daher recht frei auf die Freiherrschaften verteilt werden können. Es fällt auf, dass gerade in den flächenmäßig großen Gebieten recht wenige bis gar keine Rittergeschlechter angegeben sind. Desweiteren ist anzunehmen, dass zahlreiche der im letzten Blog-Artikel genannten Dörfer und Weiler unter der Herrschaft eines Ritters stehen.
Finden wir in den Veröffentlichungen von Ulisses Angaben zur Zahl der Freiherren- und Rittergeschlechter im Königreich Andergast?
Die aktuellste Quelle ist hierfür die Regionalbeschreibung „Die Streitenden Königreiche“(2016), die auf Seite 67 exklusive der 6 „hochadligen“ Häuser (Zornbold, Egeling, Bärental, Tatzenhain, Langfurt, Rotbaum) noch etwa 40 weitere „niederadlige“ Geschlechter zählt (zu denen explizit auch sonstige Freiherrenhäuser gerechnet werden).
Folgt man dieser Setzung und nimmt ca. 46 adlige Familien in Andergast an, müssten allein nach unserer Auflistung etwa 14 Häuser gestrichen werden. Nimmt man hinzu, dass einige Freiherrschaften bisher noch mit viel zu wenigen Rittergeschlechtern ausgestattet sind, um eine sinnvolle Verwaltung des Landes zu bewerkstelligen, wird klar, dass diese Zahl nicht haltbar ist, will man die innerweltliche Logik und Geschichte Andergasts nicht gefährden.
Als sinniger erscheinen mir die Angaben aus dem Abenteuer „Im Bann des Eichenkönigs“(2001). Auf Seite 44 wird von 20 Freiherrschaften und 150 Rittergütern ausgegangen.
Stellen wir also folgende Annahme in den Raum: in Andergast gibt es noch mindestens 8 kleine Freiherrschaften und 101 Rittergüter, deren Besitzer entweder einem der bekannten Adelshäuser angehören oder ein eigenes bilden. Die Zahl der Dienstrittergeschlechter spielt für die Aufteilung in Herrschaftsgebiete keine Rolle und kann relativ offen bestimmt werden.
Somit bleibt den geneigten Meistern und Spielern genug Freiheit, um das ganz eigene Andergast mit Leben zu füllen. Neben der großen Bandbreite an vorhandenen Namen, aus denen teilweise frei gewählt werden kann, ist es jederzeit auch möglich, eigene Adelsgeschlechter nahezu beliebig im Königreich zu verorten, auch wenn sich deren Herrschaft wohl über wenig mehr als ein oder zwei Weiler erstrecken dürfte. Auch das Ziel, einem Spielerhelden ein Ritter- oder gar Freiherrengut zukommen zu lassen, rückt so in greifbare Nähe. Andergast bleibt auch hier trotz großer Beschreibungsdichte weiterhin zu allen Seiten offen, was einen geschickten Schachzug der Autoren darstellt.
Wie immer erhebt dieser Artikel keinen Anspruch auf Vollständigkeit und ich bin dankbar, auf weitere Adelsgeschlechter aus Andergast (z.B. aus dem Aventurischen Boten) aufmerksam gemacht zu werden, die ich dann nachträglich in die entsprechende Tabelle einfügen werde.
7 Antworten auf „Blaues Blut – Adel in Andergast“
Wow, da hast du aber mal extrem detailliert recherchiert, die Informationen sind ja doch sehr verteilt. Sehr interessante Zusammenstellung der Herrschaftverhältnisse, vor allem editionsübergreifend sicher sehr praktisch für alle, die in Andergast spielen wollen. Da entwickelt sich hier ja eine echte Fundgrube.
Danke für die netten Worte! Am Ende war ich tatsächlich froh, als ich den ganzen Kram endlich zusammen gesucht hatte. Aber die Aufstellung kann sich jetzt sehen lassen, finde ich…
Kleiner Hinweis zur Linie Bärenthal: Waldomir ist bereits verschieden und dort Herrscht mangels männlicher Erben mittlerweile Ysgol von Tatzenhain, der die Tochter Waldomirs geheiratet hatte.
Ein grober Schnitzer in DsK.
Danke! Mit diesem Komplex habe ich mich auch schon beschäftigt. Mir ist auch das Boten-Abenteuer bekannt, in dem Ysgol als neuer Freiherr genannt wird. Da DSK die neuere Publikation darstellt, habe ich mich dazu entschieden, die dortige Setzung zu verwenden und das Abenteuer als Fehlinformation aufzufassen… Bin mir aber auch nicht sicher, was optimal wäre und hatte da auch schon Konflikte wegen Wiki Aventurica – Einträgen…
Ich lass das mal hier: Toll, dass du dich so ausführlich mit Andergast befasst und das ganze für die Community teilst! „Die Streitenden Königreiche“ war meine erste RSH und Andergast seither meine Lieblingsregion geblieben. Ich freue mich auf alle kommenden Beiträge 🙂
Danke für deinen Kommentar! Andergast ist bei vielen ja eher als humoristisches Element oder altbackenes Anfänger-Eldorado verschrien, aber mir geht es wie Dir: seit gut 25 Jahren ist es tatsächlich meine Lieblingsregion. 🙂 Ich freue mich über jeden Mit-Andergaster!
Danke für die interessante Quellensammlung und Ausführungen.
„Die Zuflucht“ war mein erstes (und bisher einziges…) offizielles selbst gemeistertes Abenteuer, mein erstes selbst erdachtes spielte auch in Andergast, und basierte auf einer Nebenfigur die ich in „Die Zuflucht“ auftreten ließ.
Mit Al´Anfa (das genaue Gegenteil…) ist es meine Lieblingsregion geblieben, und ich bastel grade an einer Art „Diorama“ herum, einer kleinen Talschaft/Dorf im Steineichenwald.
DsK finde ich insgesamt recht gelungen, ich lese jedoch lieber in „unter dem Westwind“, im Detail bieten die Texte dort mehr.
Dass ich ein Andergast-Fan und am Ende doch irgendwie „Nerd“ bin bemerkte ich an meinem Ärger über das Fehlen einer ikonischen Entität Andergasts in DsK: Nämlich dem Wühlschwein! Es ist tatsächlich so, ich habe es nirgends gefunden…und kann es bis heute nicht fassen. Die Rittergeschlechter sind mir verglichen damit relativ egal. 😉